Projektbeschreibung

Der im 13. Jahrhundert auf Hebräisch verfasste Traktat Keter Shem Ṭov (“Krone des guten Namens”) ist einer der wichtigsten Einführungstexte in die esoterischen Lehren der Kabbala. Er wird häufig Abraham ben Axelrad von Köln zugeschrieben, der möglicherweise ein Schüler von El‘azar von Worms (ca. 1176–1238) und Ezra ben Salomo von Gerona (um 1240) war. Der Traktat verbindet die in der spanischen Kabbala klassisch ausgeprägte Symbolik der zehn Sefirot bzw. Manifestationen der Gottheit mit solchen Deutungen des Tetragrammatons, d.h. des vierbuchstabigen („guten“) Gottesnamens, wie sie aus der Literatur der „Deutschen Frommen“, den Ḥaside Ashkenaz, bekannt sind. Keter Shem Ṭov ist der älteste bekannte Text, der diese beiden mystischen Traditionen miteinander verbindet. Er wird in unterschiedlichen Versionen in etwa 100 Handschriften bezeugt und wurde nicht nur in Kreisen der jüdischen Kabbala, sondern auch von christlichen Kabbalisten rezipiert.
Das Ziel der ersten Phase des Projekts (2019-2022), das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird, ist eine kritische Edition der verschiedenen Versionen dieses Traktats in Form einer Spaltensynopse, die sowohl in einer Druckausgabe als auch in einer digitalen und interaktiven Edition online veröffentlicht wird. Eine englische Übersetzung des Textes, ein detaillierter Stellenkommentar und Studien zur Geschichte seiner Rezeption ergänzen die Edition.
Das Hauptziel im zweiten Bewilligungszeitraum (2022-2025), wiederum von der DFG gefördert, ist die Entwicklung einer digitalen Mehrschicht-Synopse von Keter Shem Ṭov, in der weitere, mit diesem in Beziehung stehende Traktate einbezogen sind, wie vor allem Divrei Menaḥem („Worte des Menaḥem“) und der Kommentar zum Hohelied von Ezra von Gerona. Zusätzlich wird ein digitales Werkzeug entwickelt, mit dem in weiteren kabbalistischen Traktaten Textbausteine mit alphabet-mystischen Motiven, parallel zu Keter Shem Ṭov, verifiziert werden können.